Implementierung von Business Process Management

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Wie wirkt sich die Wahl eines Low-Code- oder No-Code-BPMS auf ein Unternehmen aus?

Die technologische Umsetzung von Business Process Management stellt ein Unternehmen vor eine strategische Entscheidung: Sowohl die aktuelle Situation als auch die Zukunft des Unternehmens und des Geschäfts müssen von allen Beteiligten berücksichtigt werden. Die Auswahl einer BPMS-Software sollte daher nach einer geeigneten Methode erfolgen, denn es geht nicht nur darum, alle heutigen Anforderungen zu erfüllen, sondern auch den künftigen Bedarf einzukalkulieren. Meine Erfahrung bei der Anwendung einer Methode für die Auswahl von BPM-Software zeigt, dass bei der Erstellung einer Liste von verfügbaren potenziellen Anbieter (derzeit mehr als 375) zunächst nach Java- bzw. NET-Software gefiltert werden sollten. Der Fokus vieler Unternehmen liegt jedoch zunehmend auf Low-Code- oder No-Code-BPMS-Plattformen. Dabei stellt sich folgende Frage: Wie wirkt sich die Wahl eines Low-Code- oder No-Code-BPMS auf die Implementierung einer Workflow-Plattform für die Prozessorchestrierung aus?

Prozessorientierter Low-Code

Leider sorgen einige BPMS-Anbieter mit ihrem übermässigen Marketing für Verwirrung darüber, was ein Geschäfts- oder IT-Profi im Rahmen von BPM-Projekten leisten kann. Beide sind für eine erfolgreiche Orchestrierung von übergreifenden Prozessen erforderlich. Low-Code-Entwicklungsplattformen (LCDP) sind Software-Entwicklungsumgebungen zur Entwicklung voll funktionsfähiger Anwendungen unter Verwendung intuitiver grafischer Benutzeroberflächen ohne Code (No-Code) oder mit sehr wenig Code (Low-Code), ohne Rückgriff auf die traditionelle Programmierung (Pro-Code). Im Mittelpunkt steht hier das sogenannte Citizen Development, eine Entwicklung ohne IT-Spezialisten. Forrester schrieb, dass Low-Code das Potenzial bietet, die Software-Entwicklung bis zu zehnmal schneller abzuwickeln als mit herkömmlichen Methoden.

Ursprung von Low-Code und No-Code Entwicklung

Die Idee der No-Code- und Low-Code-Plattformen geht mindestens auf das Jahr 1982 zurück, in dem der Autor James Martin sein Buch Application Development Without Programmers (Anwendungsentwicklung ohne Programmierer) veröffentlichte. Darin schreibt er, dass „die Zahl der pro Computer verfügbaren Programmierer so schnell schrumpft, dass die meisten Computer in Zukunft zumindest teilweise ohne Programmierer auskommen müssen.“

Im Jahr 2014 stellte Forrester das Konzept der prozessorientierten Low-Code-Plattformen (process-focused low-code platforms) vor, das heisst, die Anwendungsentwicklung durch ein BPMS (mit Automatisierung von Geschäftsprozessen und Workflows). Dabei wird der Bedarf an kostspieligem kundenspezifischem manuellem Coding durch Point-and-Click- oder Drag-and-Drop-Konfiguration von ausführbaren Geschäftsprozess-Dateien minimiert. Gleichzeitig ist die Erstinvestition in Konfiguration, Schulung und Bereitstellung äusserst gering. Dies ermöglicht letztlich eine schnellere Markteinführung, da mit konfigurierbaren Funktionen, Tools und Komponenten gearbeitet wird, und nicht wie üblich von Grund auf neu programmiert werden muss.

Bereits im Jahr 2021 zeigt Gartner bei der Analyse der Umsätze für Low-Code-Entwicklungstechnologien in den Jahren 2019, 2020 und 2021 ein differenziertes Wachstum für Low-Code-Entwicklungsplattformen und Intelligent Business Process Management Suites. Gartner prognostiziert, dass bis 2024 die Entwicklung von Low-Code-Anwendungen mehr als 65 % der Anwendungsentwicklung ausmachen wird. Des Weiteren werden 75 % der Grossunternehmen mindestens vier Low-Code-Entwicklungstools sowohl für die Entwicklung von IT-Anwendungen als auch für die Förderung von Citizen Development einsetzen. In diesem Zusammenhang prognostiziert Gartner, dass die Zahl der in grossen Unternehmen tätigen Citizen Developer bis 2023 mindestens viermal so hoch sein wird wie die Anzahl der professionellen Entwickler.

Eine „Code“ bzw. ein Automatisierungslevel für jeden Anwendungsfall

Zusätzlich zu den bekannten Begriffen No-Code, Low-Code und Pro-Code führt Flowable einen neuen Begriff ein: Right Code. Mit dem Begriff Right Code meint Flowable, dass die beste Lösung die Automatisierung auf dem benötigten Automatisierungslevel zum benötigten Zeitpunkt ist, denn manchmal ist in einem bestimmten, komplexen Automatisierungs- und Prozessintegrationsprojekt professioneller Code (Pro-Code) erforderlich, der umfangreichere IT-Kenntnisse voraussetzt.

Low-Code- und No-Code-BPMS erleichtern also die Erstellung von Anwendungen und Prozessen mit wenig oder gar keinem Code in kürzester Zeit und ermöglichen es Citizen Developers, Prozessmodelle und sogar einige Implementierungen auf einer BPMS-Engine aufzubauen. Ausserdem kann auch die IT-Abteilung bei der Implementierung von übergreifenden Prozessen mittels Low-Code / No-Code profitieren, denn es entfallen zeitaufwändige manuelle Programmierungsaufgaben. So können sich IT-Fachkräfte auf wertvollere und komplexere Aufgaben konzentrieren, die nicht zum Geschäftlichen gehören. Gleichzeitig wird eine produktivere funktionsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Geschäftsebene und IT-Teams gefördert.

3 grosse Vorteile von Low-Code BPMS für Unternehmen

Die Frage im Titel dieses Artikels „Wie wirkt sich die Wahl eines Low-Code oder No-Code-BPMS auf ein Unternehmen aus?“ lässt sich zusammenfassend so beantworten: Es gibt 3 wichtige Vorteile für ein Unternehmen:

  • Produktivere funktionsübergreifende Zusammenarbeit zwischen Geschäftsebene und IT-Teams.

    Citizen Developer können selbst Prozessmodelle erstellen, während IT-Resourcen anderweitig eingesetzt werden können

  • Kürzere Time-to-Market

    dank einer einfacheren und flexibleren Anwendungsentwicklung.

  • Lösung komplexer bereichsübergreifender Prozesse

    dank Pro-Code sowie der Erstellung und Implementierung von kundenspezifischem Code, wenn Unternehmen mit einer flexiblen Lösungen wie Flowable arbeiten.

Letztendlich hängt die Wahl der richtigen Plattform davon ab, was ein Unternehmen erreichen möchte und wer für die Arbeit verantwortlich sein wird. Es sollte jedoch klar sein, dass Unternehmen ihre bereichsübergreifenden Massnahmen zur Prozessdigitalisierung in dem Masse skalieren und vorantreiben müssen, wie ihre Geschätfsprozesse wachsen.

Pedro Robledo

Als Vorsitzender und Mitbegründer der spanischen Sektion von ABPMP International ist er einer der einflussreichsten Vertreter auf dem Gebiet des Prozessmanagements mit BPM (Business Process Management).